PAUL BOLDT
MEINE JÜDIN
Du junge Jüdin, braune
Judith, köstliche
Frucht der Erkenntnis,
weißer Blütenfall:
Aus Kleidern steigst du
nackt, ein All ins All,
Mit deinen Brüsten,
Mythenfrau, du östliche.
Steige vom Sockel, Venus,
aus zerballter
Wäsche, Jungweib! Wie
Morgensonne blitzt
Dein Bauch — und in der
Schenkel Schatten sitzt
Wie Blüten saugend, fest,
ein schwarzer Falter.
Und Schwarzes fällt aus den
gelösten Schleifen
In den konkaven Nacken, wie
Geruch.
Und die zu großen, graden
Zähne blecken,
Als ob sie schon in
Männerküssen stäken.
Der Blick hängt glänzend
über dem Versuch,
Die Lippen über das Gebiß zu
streifen.
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